Zeit des radikalen Umbruchs 

April 1945. Der Krieg tut seine letzten Atemzüge. Von Hitlers Reich ist nichts geblieben als ein Trümmerhaufen. Millionen Menschen verlieren ihr Leben, ihre Kinder, Heimat, Glaube, Liebe, Hoffnung - einfach alles. Vor dem Hintergrund des totalen Desasters gedeiht eine neue Zeit. Der aus Gröden stammende Historiker Sebastian Rick sah sich den tiefgreifendsten Neuanfang des vergangenen Jahrhunderts auf lokalem Terrain an. Über seine Forschungsergebnisse für die Region Herzberg spricht der promovierte Wissenschaftler am 17. März in Herzbergs BücherKammer.

 

Rick stellte sich eine zentrale Frage: Wie gelang die Durchsetzung der Diktatur? Auf der Suche nach Antworten setzt er bereits im April 1945 ein. Er spricht über alliierte Luftangriffe, Verbrechen der SS und Wehrmacht, Todesmärsche durch den Kreis, das KZ-Außenlager in Schlieben, Einmarsch der Roten Armee, Verbrechen der Sowjets, Plünderungen,

Vergewaltigungen und Selbstmorde. Dabei skizziert er den beginnenden radikalen Umbruch. Er forscht weiter, gräbt sich durch Aktenberge und hört Zeitzeugen an.  "Zu DDR-Zeiten war eine politisch unabhängige Forschungsleistung zu diesem Thema ausgeschlossen. Und gut zwanzig Jahre nach der Wende hatte sich auf wissenschaftlichem Gebiet auch nicht allzu viel getan. Demnach begab ich mich auf ein recht unbearbeitetes Feld, was meine Arbeit umso spannender machte", umreißt Rick knapp, welches Forschungsinteresse ihn angetrieben hatte.

Sein Weg führt ihn tief hinein in das Mark der deutschen Geschichte. Er beleuchtet die Rolle der Besatzungsmacht sowie sicherheitspolitische und wirtschaftliche Maßnahmen, die allesamt eines bekräftigen sollten: Den uneingeschränkten Kontrollanspruch über die Sowjetzone und damit über

die von Elbe und Elster umsäumten Landstriche. So kommen der Aufbau einer neuen Verwaltung, die Entnazifizierung, Geheimdienstaktionen und Enteignung von Boden, Besitz und Betrieben zur Sprache, immer anhand vieler regionaler Beispiele. Demontagen, politische Säuberungen, Speziallager und Wahlen - all das fügt Rick zu einem plastischen Porträt mit starker lokaler Färbung

zusammen.

"Ich werde in diesem Vortrag natürlich nicht alles an Inhalten wiedergeben können, was in den 600 Seiten meiner Doktorarbeit steckt. Aber einige Besonderheiten für den Raum Herzberg lassen sich an einem solchen Abend ganz sicher gut diskutieren.", weckt der Historiker schon im Vorfeld Interesse.

 

Der Vortragsabend beginnt um 19 Uhr in der BücherKammer. Um Voranmeldung wird unter

03535/248779 gebeten. Der Eintritt beträgt 5 Euro.

 

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