Sucht nicht das Weite! Sondern besucht das Weite Theater Berlin in Elbe-Elster. Ein echtes Erlebnis des Puppentheaterfestivals
Es ist leicht, es sich gut gehen zu lassen, wenn die See ruhig ist und die Sonne scheint. Es ist nicht leicht, es sich weiter gut gehen zu lassen, wenn Unwetter toben und Stürme das eigene kleine Boot hin und her werfen. Die Haare stehen einem zu Berge, das Gesicht ist verzerrt, die Kraft wird weniger. Genauso geht es gerade allen, die Kultur weiterhin auf die Bühne bringen. Und dennoch halten sie durch. Stehen aufrecht im Gegenwind und versuchen, nicht zu straucheln.
Das 22. Internationale Puppentheaterfestival Elbe-Elster stand unter solchen Vorzeichen. Corona-Vorzeichen. Landkreis, Sparkassenstiftung, Spielstätten und Akteure zapften dennoch unerschrocken und mutig Freudenquellen an und verteilten großzügig Glücksmomente an alle, die kamen und dabei sein wollten.
Als Christine Müller vom Weiten Theater Berlin bei uns in der BücherKammer eintraf, hatte sie bereits zwei Auftritte an diesem Tag hinter sich. Ein echter Marathon. Eine Kanne Kaffee und bunte Gemüse-Käse-Schnittchen riefen ihre Lebensgeister wieder zurück und auf ging es in die nächste Schlacht. Vor luftigen Zuschauerreihen, die Abstand vergrößernd und Ansteckung dezimierend den kleinen familiären Rahmen unserer Spielstätte unterstrichen, präsentierte sie einen modernen Wilhelm Tell, der das Ideal eines eigenständig denkenden Menschen gefühl- und wirkungsvoll illustrierte. Die Botschaft: Widerspreche unrechtmäßigen Privilegien und Machtansprüchen. Folge deinem gesunden Menschenverstand. Zeige Herz!
"Hut ab, was diese eine Person da rüber gebracht hat
und wie aktuell Schiller heute noch ist. Danke für den schönen Abend"
Besucherin Ingrid Hille
Diese Worte sind keineswegs bahnbrechende Neu-Erkenntnisse einer guten Lebensführung. Sie wurden jedoch so einfallsreich, phantasievoll und witzig verpackt, dass sie mühelos unsere Alltagsfilter passierten und direkt in die Steuerzentrale unseres Handels marschierten.
Und das ist allein Kultur und Kunst vorbehalten: uns herauszukatapultieren aus Hamsterrad und Tretmühlen-Geleier. Aus Sorgen-Gewimmel und Informationshagel. Es ist die Flucht in kleine beherrschbare Welten, die wie durch ein Vergrößerungsglas die wesentlichen Dinge unseres Lebens im Scheinwerferlicht wachsen und gut erkennbar werden lassen.
Dazu bedarf es besonderer Talente: die der Schauspieler, Techniker, der Veranstalter und Förderer von Kultur. Wie gut und wohltuend, dass es sie gibt. Dass es sie hier gibt. In Elbe-Elster. Direkt vor der Haustür oder ums Eck.
Wir sagen ehrlich und noch immer begeistert DANKE dafür!