Von ungefragten Beratungsleistungen und Weisheitsergüssen auf dem Bau
VERPASSTE WELTGESCHICHTE. Helmut Kiepisch verzichtete auf einen Trabi und begann stattdessen 1974 ein Haus in Gräfendorf zu bauen. Da es an allem fehlte, halfen im Gegenzug so gut wie alle mit, das Eigenheim hochzuziehen. Auch Vater Rudi. Nicht unbedingt zupackend, dafür mit wortreichen Ratschlägen für jeden und alles, während er auf den Rüstbrettern hin und her schlurfte. Das kostete ihn enorm viel Kraft, sodass er in seinen Weisheitsergüssen hin und wieder pausieren musste. So war es auch an jenem Tag, als Altmeister Rudi sich lässig auf eine frisch gesetzte Mauer lehnte, um das Mauerwerk zu inspizieren. Allein mit seinem messerscharfen Blick natürlich und ohne jedes andere Hilfsmittel. Auf der Mauer verharrend rang er um eine böse Bemerkung, während die Mauer wie in Zeitlupe erst eine leichte Delle, dann einen stattlichen Bauch bekam. Vater Rudi ruderte wild, der gesamte Bau brüllte ungehemmt auf ihn ein und Gräfendorf hätte fast den flottesten Mauerfall der Weltgeschichte für sich verbuchen können. Aber nur fast!
Das ganze Dilemma, toll beschrieben von Viko Getzschmann, im aktuellen Heimatkalender und in der Ortschronik von Gräfendorf.